Vorwort zu den Traumbeispielen
In der Praxis sehe ich meine Aufgabe darin, in Zusammenarbeit mit dem Klienten ihn selbst die Bedeutung und den Sinn seines Traumes erkennen zu lassen.
Hier, in meinen Beispielträumen und Texten bin ich bemüht, die Quintessenz der Fülle von Informationen die im Traum enthalten sind, zum Ausdruck zu bringen, so dass ihre direkte Beziehung zum Alltag und zum Leben der Menschen deutlich wird.
Das beinhaltet, dass ein Teil von Informationen unberücksichtigt bleibt, ebenso wie es dem geneigten Leser nicht immer plausibel erscheinen mag, welche Schlüsse ich aus den Träumen ziehe, weil viele gedankliche Schritte zugunsten eines überschaubaren Umfangs, nicht aufgeführt werden. Dafür stehe ich z.B. in Informationsveranstaltungen, per Telefonberatung, Emailberatung oder im persönlichen Gespräch gerne zur Verfügung, Fragen in aller Ausführlichkeit zu beantworten.
Traumbeispiel Nr. 1 - Saras Traum
Ich bin Zuhause mit Papa. Wir wollen uns etwas zu essen machen, und Papa macht einen Auflauf, indem er auch drei Hamster verarbeitet. Ich fand das alles sehr ekelig.
Ein kleiner, heiterer Traum, der einen schmunzeln lässt, und trotzdem eine wichtige grundlegende Funktion der Träume aufweist; nämlich die unbewusste Kompensation – also den Ausgleich einer Einseitigkeit in Einstellung oder Handlung durch das Unbewusste- einfach und humorvoll dargestellt.
Traumbeispiel Nr. 1 - Kontext
Die Träumerin, nennen wir sie Sara F.* ist eine junge Frau, zum Zeitpunkt des Traumes 18 Jahre alt. Ihre Interessenlage entspricht der vieler junger Mädchen ihres Alters; Spaß haben, das Leben entdecken, shoppen gehen. Sie ist Vegetarierin.
*Alle Personen in den Traumbeispielen sind anonymisiert.
Traumbeispiel Nr. 1 - Bilder, Symbole und Situtionen
Ich bin Zuhause mit Papa. Wir wollen uns etwas zu essen machen
Essenszubereitung als Symbol für Bedürfnisbefriedigung und ebenso für die Aufbereitung von Informationen und Inhalten aller Art, also auch materieller, geistiger und seelischer Inhalte.
Papa macht einen Auflauf indem er auch drei Hamster verarbeitet.
Typisch für die Traumsprache, diese surreal anmutenden Symbole.
Auflauf – etwas wird gebacken, also genießbar gemacht
Drei – der übergeordenete Standpunkt, hat auch einen Zeitbezug- es geschieht jetzt.
Hamster – natürliche (instinkthafte) Fähigkeit Vorsorge für die eigenen Bedürfnisse zu treffen. Hier symbolisieren die Hamster die Fähigkeit gut zu haushalten.
Ich fand das alles sehr ekelig.
Die Gefühle die der Traum bei der Träumerin auslöst, entsprechen durchaus der Realität, denn wenn man sich beschränken muß,
bzw. es lernt, geht es häufig mit frustrierten unangenehmen Gefühlen einher, die generalisiert dann leicht als ekelig beschrieben werden.
Exkurs:
Gefühle und Emotionen sind wichtige Aspekte von Träumen, das Unbewusste arbeitet mit allen psychologischen Funktionen.
Traumbeispiel Nr. 1 - Kurzdeutung
Wie häufig bei jungen Menschen spielt dieser Traum vorrangig auf der Objektebene.
Der Vater als die aktive Kraft bereitet für seine Tochter Inhalte materieller, geistiger oder seelischer Art zu. Also eine Form der Informationensverarbeitung von Inhalten unbekannter Art. Diese werden im Symbol des ‚Hamsterauflaufs‘ näher differenziert. Nämlich die instinkthafte Fähigkeit des klugen Haushaltens.
Durch (Über-) Backen, als Symbol für einen komprimierten Reifeprozess/ einen komprimierten Lernprozess, wird diese Fähigkeit verdaulich gemacht, also der Träumerin zugänglich, auch wenn es nicht ohne Widerstand geschieht, was in den Gefühlen des Ekels und der Abscheu deutlich wird.
Traumbeispiel Nr. 1 - Beziehung zum Leben
Eine kleine Weile vor diesem Traum war das Mädchen in einen Autounfall verwickelt gewesen. Nachdem der Schaden von der Versicherung reguliert wurde, hatte sie einen Teil des Geldes für andere Dinge ausgegeben. Das hatte zu heftigen Diskussionen geführt, weil nun Geld für ein anderes Auto fehlte.
Der Vater hatte seine Tochter wohl -sehr erfolgreich- klar gemacht, dass man Geld oder Ressourcen nicht immer nach dem Lustprinzip ausgegeben darf, sondern dass man klug wie die Hamster damit haushalten muß, denn genau auf diesen Tatbestand bezieht sich der Traum, weil die Sara das Versicherungsgeld entgegen der Absprache ‚zweckentfremdet‘ hat.
Traumbeispiel 2 - Pauls Traum
Im Traum sieht der Träumer, nennen wir ihn Paul S.*, ein palastähnliches Gebäude mit einer Riesentreppe. Es gibt eine lange Schlange von Menschen vor dem Gebäude, deren größtes Begehren es ist, in dieses Gebäude gelassen zu werden. Auch für Paul ist es der größte Wunsch.
Aus der Ferne beobachtet er, dass immer nur ein oder zwei Personen hineingelassen werden, was ihm merkwürdig erscheint. Darum möchte er sich die Sache von der Rückseite ansehen und entdeckt tatsächlich ein kleines Fenster, in dem sonst eher festungsartigen Bau, der hauptsächlich aus Steinquadern besteht.
Er schaut durch dieses kleine Fenster auf der Rückseite und sieht in einen gediegenen Raum, in dessen Mitte ein rotes Sofa steht. Ein eleganter Herr, der vornehm in Schwarz mit weißem Hemd gekleidet ist, hatte zwei Personen in den Raum gebeten und ihnen Platz auf dem Sofa angeboten.
Nachdem er sie umkreist hatte, nahm er schließlich ein sehr langes Messer (die Klinge war mindestens 50cm lang) und trennt den Besuchern die Köpfe ab, ohne dass es blutet.
Paul S. wird bange als er das sieht, und weiß intuitiv, dass er jetzt auf keinen Fall von dem eleganten Herrn gesehen werden darf, und flüchtet.
Doch bevor er verschwinden kann, wird er von dem Alten entdeckt – der plötzlich aus einer Tür herauskommt, wo vorher keine Tür gewesen ist, und er ist im dicht auf den Fersen.
Die Traumlandschaft hat sich plötzlich stark verändert, es ist Winter geworden und Paul hat einen schneebedeckten Hang, der nach unten hin abfällt, vor sich. Der Alte tobt und schleudert eine Schneekugel hinter ihm her, den Abhang hinunter, die sich zu einer immer größer werdenden Schneewalze entwickelt.
Paul weiß, dass er Schutz suchen muß, um nicht von der Schneewalze zerquetscht zu werden und findet tatsächlich eine Art Mulde, in die er sich blitzschnell legen kann, bevor die Schneewalze über ihn hinweg nach unten donnert. Er bleibt unverletzt.
Soweit der Traum, der sich liest, wie das Mini-Drehbuch für einen Thriller. Diesen Traum habe ich als Beispiel ausgewählt, um auf das enorme vorausschauende Potential des Unbewussten hinzuweisen.
Zudem sind die Traumsymbole hauptsächlich auf der Objektebene angesiedelt.
Exkurs: Der Begriff Objektebene wird verwendet, wenn die Traumsymbole in erster
Linie als das angesehen werden, was sie darstellen. In diesem Traum z.B. bezeichnet das Symbol des palastähnlichen Gebäudes tatsächlich ein palastähnliches Gebäude in der Außenwelt.
Als Gegensatz und Ergänzung dazu wird der Begriff der Subjektebene verwendet, wenn Traumsymbole als Teil, Merkmal oder Eigenschaft des/r Träumers*in selbst angesehen werden; im folgenden Traumbeispiel Nr. 3 finden wir alle Traumsymbole -mit Ausnahme des Partners der Träumerin- ausschließlich auf der Subjektebene angesiedelt.
Traumbeispiel 2 - Kontext
Zu dem Zeitpunkt des Traumes war Paul 27 Jahre alt. Er war seit kurzer Zeit kein Lernender mehr, hatte eine solide Ausbildung als Kunsthandwerker abgeschlossen und war nun aufgerufen, sein erworbenes Wissen real und verantwortungsbewusst in der Praxis umzusetzen.
Im Außen steht Paul vor der Aufgabe, seinen Platz im Berufsleben einzunehmen und sich zu bewähren, was im Inneren vermutlich mit wechselnden Impulsen von Hoffnung, Zweifel, Wünschen, Verunsicherung und Mut begleitet wird.
Paul berichtet, dass er das Traumgeschehen so plastisch, intensiv und lebensnah erlebt hat, dass er sich selbst nach langer Zeit noch an die Details erinnern kann.
Er war tief berührt und bewegt von dem Traum, trotzdem konnte er zunächst keine sinnvolle Verbindung zu seinem Leben erkennen.
Exkurs: Träume können ohne Kenntnis der jeweiligen Lebenssituation
und/oder der Bewusstseinslage des/der Träumers*in nicht zuverlässig verstanden und bearbeitet werden.
Traumbeispiel 2 - Kommentar
Warum träumt man solche Träume? Auf den ersten Blick hat es scheinbar keinen weiteren Sinn, als möglicherweise einen gewissen Unterhaltungswert für den Träumer?
Ganz im Gegenteil möchte ich behaupten:
Mit der Betrachtung von Pauls Lebenssituation sind wir der Bedeutung des Traumes schon ein gutes Stück näher gekommen, aber ein wirkliches Verständnis des Traumes will sich noch nicht einstellen. Schauen wir uns den Traum genauer an.
Traumbeispiel 2 - Bilder, Symbole und Situationen
Ein palastähnliches Gebäude mit einer Riesentreppe
Ein historisches Gebäude als Ort der Handlung;
ein Gebäude das in seiner dargestellten Form selten privat genutzt wird.
Es gibt eine lange Schlange von Menschen vor dem Gebäude, deren größtes Begehren es ist, in dieses Gebäude gelassen zu werden. Auch für Paul ist es der größte Wunsch.
Es geht offenbar darum, ein begehrtes Ziel zu erreichen. Dabei scheint die Anzahl der Personen die Einlass begehren größer zu sein, als die Zahl derer denen Einlass gewährt wird. Das deutet auf eine größere Nachfrage als das vorhandene Angebot hin, was Assoziationen zu konkurrierendem Verhalten erzeugt.
Aus der Ferne beobachtet Paul, dass immer nur ein oder zwei Personen hineingelassen werden, was ihm merkwürdig erscheint. Darum möchte er sich die Sache von der Rückseite ansehen und entdeckt tatsächlich ein kleines Fenster, in dem sonst eher festungsartigen Bau, der hauptsächlich aus Steinquadern besteht.
Da hier die Ferne dargestellt und überwundenen wird, kann es eine Beziehung zum Denken oder einer anderen Bewusstseinsfunktion von Paul, wie die der Intuition oder des Fühlens andeuten, mit der er den Sachverhalt überprüft, der sein Mißtrauen geweckt hat.
Er schaut durch dieses kleine Fenster auf der Rückseite und sieht in einen gediegenen Raum, in dessen Mitte ein rotes Sofa steht.
Symbol für einen prominenten Platz, bedeutet Ehre und Würdigung, aber noch mehr ist es zur Präsentation von Personen geeignet, ebenso wie ein roter Teppich, nur das es hier ein Sitzmöbel ist, auf dem die Personen vor der Öffentlichkeit genauestens in Augenschein und häufig einer kritischen Prüfung unterzogen werden.
Der elegant gekleidete Herr
Vertreter der federführenden Instanz oder der Chef selber.
Nachdem er sie umkreist hatte, nahm er schließlich ein sehr langes Messer (die Klinge war mindestens 50cm lang) und trennt den Besuchern die Köpfe ab, ohne dass es blutet.
Dieses Bild und Motiv sehe ich als die Schlüsselszene des Traumes an. Messer als Symbol für die Kraft des erkennenden Verstandes, mit dessen Hilfe wir analysieren, verstehen und ein Problem mit „aller Schärfe“ durchdringen können. Auch die Schattenseite des kühlen, nüchternen Erkennens wird hier angesprochen, als Gefühlskälte, Zynismus oder einfach „nur“ als mangelnde Verbindung zu unserem Gefühl. Hier geschieht „Ungehöriges“! Die Symbolsprache der Träume darf (Ausnahmen gibt es immer) nicht wörtlich genommen werden. Trotzdem zeigt dieses Symbol eine Verletzung der Unversehrtheit. Zunächst ist noch offen ob es zum Guten oder Schlechten führt, aber die folgende Traumsituation gibt darüber Auskunft.
Paul S. wird bange als er das sieht, und weiß intuitiv, dass er jetzt auf keinen Fall von dem eleganten Herrn gesehen werden darf, und flüchtet.
Diese gefühlshafte Reaktion von Paul, das Wahrnehmen seiner Furcht, bewertet das Traumgeschehen und weist auf echte Gefahr hin.
Doch bevor er verschwinden kann, wird er von dem Alten entdeckt – der plötzlich aus einer Tür herauskommt, wo vorher keine Tür gewesen ist, und er ist ihm dicht auf den Fersen.
Dieses Bild sensibilisiert Paul -wenn auch nur unbewusst- , dass der Alte nicht zu unterschätzen ist. Kraft seines Amtes kann er Türen öffnen, an die Paul als „normaler Sterblicher“ nicht einmal gedacht hat.
Die Traumlandschaft hat sich plötzlich stark verändert, es ist Winter geworden und Paul hat einen schneebedeckten Hang vor sich, der nach unten hin abfällt. Der Alte tobt und schleudert eine Schneekugel hinter ihm her, den Abhang hinunter, die sich zu einer immer größer werdenden Schneewalze entwickelt.
Paul weiß, dass er Schutz suchen muß, um nicht von der Schneewalze zerquetscht zu werden und findet tatsächlich eine Art Mulde, in die er sich blitzschnell legen kann, bevor die Schneewalze über ihn hinweg nach unten donnert. Er bleibt unverletzt.
Dieser letzte Teil des Traumes erklärt sich fast von selbst, besonders wenn man ihn nicht nur intellektuell betrachtet, sondern ihn auch gefühlsmäßig auf sich wirken lässt. Die Atmosphäre ist frostig und läßt nichts Gutes erwarten, zeigt Aggression, Kälte und Machtausübung.
Letztlich bleibt Paul unverletzt. Diese Traumaussage, so unbedeutend sie auch scheinen mag, ist sehr wichtig. Es ist eine Aussage des Unbewussten: Dir geschieht nichts, Du brauchst keine Angst zu haben. Und dieser Aussage kann man getrost vertrauen.
Traumbeispiel 2 - Kurzdeutung
Wenn wir die Assoziationen zu den einzelnen Bilder, Symbolen und Situationen zusammenfügen, entsteht etwas wie folgende Kurzgeschichte:
Die Handlung spielt vor einem historischen oder archetypischen Gebäude, dass die Kulisse für das Begehren von vielen Menschen so auch von Paul, bietet. Er wird skeptisch, wegen der langen Wartezeit und auf Grund seiner kritischen Gedanken oder intuitiv hinterfragt er die Situation und entdeckt dabei Ungehöriges, Kriminelles oder Verletzendes an prominenter Stelle.
Da es ihm nicht gelingt, seine Entdeckungen zu verbergen, gerät er in Gefahr, die er aber unverletzt übersteht.
Traumbeispiel 2 - Beziehung zum Leben
Erst zwei Monate nachdem Paul diesen Traum hatte, hörte er von einer neu zu besetzenden Stelle als Restaurator in einem vornehmen Museum, das in einem großen historischen Gebäude in einer populären Metropole angesiedelt ist.
Vor der Bewerbung mußte er sich viele kritische Stimmen anhören, denn die Stelle war begehrt und es gab viele Akademiker unter den Bewerbern.
Als Kunsthandwerker mit ein wenig Erfahrung vom Restaurieren etruskischer Kunstschätze, bestand Paul die praktische Eignungsprüfung und freute sich nun auf die Zusammenarbeit mit den Kunstexperten.
Während der Arbeit bemerkte er, dass sich nahezu alle Fachleute mehr und mehr im nebulösen verstiegen und sich eine allgemeine Orientierungslosigkeit ausbreitete, die der Bewältigung der Arbeit entgegenstand, sie verzögerte und erschwerte.
Ausgelöst wurde dieses Geschehen durch den Museumsdirektor, der keinerlei echte Kritik zulassen konnte. So war es unmöglich, Fehleinschätzungen seinerseits zu korrigieren.
Ein Fehler lag darin, dass die zu restaurierenden Objekte keine Kunstobjekte im eigentlichen Sinn waren, sondern Produkte früherer Manufakturen d.h also Massenware sind. Obgleich es antike Massenware ist, bleibt es Massenware, die als erstes unter dem Gesichtspunkt praktischer Notwendigkeit erzeugt wurde.
Im Gegensatz zu einem Kunstobjekt, das in erster Linie zur Erbauung der Seele dient und dem kein praktischer Wert beigemessen wird.
Nochmal die Frage; Warum träumt man solche Träume?
Wenn wir nun rückblickend auf dieses kleine Stück von Pauls Lebensweg blicken und es dem Traum gegenüberstellen, wird die Bedeutung vermutlich klar und es kann sich ein tieferes Traumverständnis einstellen.
Der Traum hat mit erstaunlicher Genauigkeit Pauls kommende Arbeitssituation inclusive der damit verbundenen Herausforderungen und Gefahren zum Ausdruck gebracht, was vermutlich nicht nur Paul sehr staunen ließ.
Durch diesen Traum wurde Paul für die Zukunft gebrieft, was ihm sicherlich eine große Hilfe bei der Bewältigung seiner Aufgaben im Außen war, und mindestens genau so wichtig; im Inneren wurde sein Vertrauen in seine berufliche Kompetenz und Fähigkeiten in keiner Weise verletzt! Oder man könnte auch sagen, um nochmal ein Traumsymbol zu benutzen, „ihm wurde der Kopf nicht abgeschnitten!“
So möchte ich oben angeführte Frage folgendermaßen beantworten:
Kompetenter als dieser Traum hätte kein Berater oder Coach Paul bei seinen wichtigen beruflichen Schritten und Erfahrungen beiseite stehen können, darum hat er diesen Traum geträumt!
Traumbeispiel Nr. 3 - Pflaster, Nase, Flug, Übergriff
Ich / wir (eine Gruppe) waren in einem fremden Ort (Urlaub?), im Ausland, es gibt rötliche Felsen im Hintergrund. Es gibt einen An- oder Übergriff, wir stehen alle in einer Reihe. Die Angreifer gehen die Reihen ab, manche bekommen ein Pflaster auf den Mund geklebt. Ich wähne mich zunächst in Sicherheit, aber er kam doch zu mir. Mir kleben sie das Pflaster auf die Nase – ich muß durch den Mund atmen und versuchen nicht panisch zu werden. Nicht durch die Nase atmen zu können macht mir Angst und löst Beklemmungen aus (auch im wahren Leben). Dann musste ich was schlucken, ich weiß nicht was, ein kleines Päckchen.
Dann sind wir alle in ein Flugzeug gestiegen, dass uns nach Hause brachte. Ich saß in der normalen Klasse, ging glaube ich aber kurz nach vorne in die erste Klasse, zu meinem Partner? Am Flughafen stiegen wir dann alle aus. Ich wurde angesprochen, wenn alles in Ordnung ist, sollten mir die Haare abgeschnitten werden, wenn nicht sollte ich sterben. Es ging um das Päckchen, das ich geschluckt hatte. Ich fragte die Person, ob sie nicht so tun könnte als ob, aber das ging nicht. Ich hatte Angst.
Ich wollte mit der Polizei sprechen und eventuell meinen Partner hinzuziehen ….
Dieser Traum habe ich ausgewählt, weil er fast ausschließlich auf der Subjektebene angesiedelt ist. Zudem gibt es hier noch eine Besonderheit, zu der wir später kommen.
Traumbeispiel Nr. 3 - Kontext
Christine K.*, die Träumerin ist eine gebildete Frau zum Zeitpunkt des Traumes 42 Jahre alt. Sie hat ein ausgeprägtes Anlehnungsbedürfnis und eine sporadisch auftretende Zaghaftigkeit, besonders wenn sie für sich eigene Entscheidungen treffen soll. Zudem trug sie noch traumatisierende Kindheitserfahrungen mit sich. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit war sie an eine Arbeitsstelle gebunden, die ihr zwar ein gewisses Prestige eintrug, aber in keiner Weise erfüllte.
Sie war es gewohnt, bis zu einem gewissen Grad zu funktionieren, im Beruf ebenso wie in ihren Liebesbeziehungen, konnte sich aber in keiner längeren Beziehung wirklich finden. Ihre Partnerschaften waren von abrupten Trennungen begleitet. Sexualität sind ebenso wie Selbstbestimmung wichtige und herausfordernde Themen für sie.
Ich hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt schon länger als sechs Monate begleitet, so dass ich einen Einblick in ihre aktuelle Lebenssituation und Bewusstseinslage gewinnen konnte, ohne den der Versuch eines verständnissvollen Erfassens und eine fruchtbare Bearbeitung der Trauminhalte nicht möglich wäre.
Dieses bruchstückhafte Wissen soll uns erstmal genügen, mit dem wir uns dem Traum nähern wollen.
Traumbeispiel Nr. 3 - Bilder, Symbole und Situationen
Ich / wir (eine Gruppe) waren in einem fremden Ort (Urlaub?), im Ausland, es gibt rötliche Felsen im Hintergrund. Es gibt einen An- oder Übergriff, wir stehen alle in einer Reihe. Die Angreifer gehen die Reihen ab, manche bekommen ein Pflaster auf den Mund geklebt. Ich wähne mich zunächst in Sicherheit, aber er kam doch zu mir. Mir kleben sie das Pflaster auf die Nase ( … ) Dann musste ich was schlucken, ich weiß nicht was, ein kleines Päckchen.
Auffallend ist die anonyme Struktur der Symbole und der handelnden Personen: eine nicht näher bezeichnete Gruppe ist an einem nicht näher benannten fremden Ort, dessen einziges Merkmal rötliche Felsen im Hintergrund sind.Dann erscheinen unbekannte Angreifer, als die aktiv die Situation bestimmenden Kräfte. Sie führen unangenehme Handlungen durch, um die Menschen zu etwas zu zwingen.
All diese anonymen Kräfte und Symbole deuten darauf hin, dass es sich dabei um unbekannte -weil unbewusste Teile der Träumerin selbst handelt. Wie bereits erwähnt, geben uns Gefühle und Emotionen wichtige Hinweise zur Traumerklärung. Wenn wir unserem Schatten begegnen, geht es oft mit Ängsten, großem Ekel und/oder tiefer Abscheu einher. Die Emotionen veranlassen uns meist schnell dazu, diese Dinge zu verdrängen, zu verleugnen usw.
Hier ist es nicht mehr möglich, die anonymen Kräfte -Christines Unbewusstes erzwingt nicht nur die Wahrnehmung, sondern sogar eine „Verinnerlichung“ (das Schlucken des Päckchens) von Dingen des Schattens, von weniger entwickelten Aspekten der Persönlichkeit.
So möchte ich, angeregt durch die Aussage von Christine, dass sie während und auch nach dem Traum starke Angst empfand, als Arbeitshypothese von einem Teil des eigenen Schattens der Träumerin ausgehen.
Dann kommt ein filmreifer Szenenwechsel. Die erste Szene ist abgeschlossen, dann kommt der Heimflug wie ein Schlusspunkt darunter und leitet zu der nächsten Szene über:
Am Flughafen stiegen wir dann alle aus. Ich wurde angesprochen, wenn alles in Ordnung ist, sollten mir die Haare abgeschnitten werden, wenn nicht sollte ich sterben. Es ging um das Päckchen, das ich geschluckt hatte. Ich fragte die Person, ob sie nicht so tun könnte als ob, aber das ging nicht. Ich hatte Angst. Ich wollte mit der Polizei sprechen und eventuell meinen Partner hinzuziehen …
Es geht nach Hause, in einen vertrauten Lebensbereich. Allerdings wird Christine auch hier wieder anonym angesprochen, und ihr wird eine höchst beunruhigende Botschaft übermittelt; Wenn alles in Ordnung ist, sollten ihr die Haare abgeschnitten werden! Wenn nicht sollte sie sterben!
Exkurs: Das Traumsymbol Tod oder Sterben, ebenso wie das Traumsymbol einer Krebserkrankung meint niemals das wirkliche Sterben, den Tod bzw. eine reale Krebserkrankung. Diese Symbole dürfen nicht wörtlich genommen werden. Trauminhalte dieser Art werden vom Unbewussten stets anders dargestellt.
Also eine Auswahl wie zwischen Skylla und Charybdis, oder Pest und Cholera. Interessant finde ich die Wortwahl; wenn alles in Ordnung ist, dann werden ihr nur die Haare abgeschnitten! Wenn man das ein wenig auf sich wirken lässt, wird sich wohl kaum jemand finden, der das als gelungene Belohnung ansehen mag.
Haare stehen für die naturnahe Vitalität des Menschen, also auch für Weiblichkeit und Männlichkeit. Das soll beschnitten werden! Vielleicht trifft der Begriff Verstümmeln eher?
Halten wir diese bedrückende Aussicht einer belastenden Behandlung einen Moment aus und untersuchen die andere Möglichkeit; Nämlich, wenn nicht alles in Ordnung ist, soll Christine sterben.
Im Bewusstsein, dass das Symbol Sterben nicht wörtlich zu nehmen ist, fällt es uns leichter, den Mut aufzubringen uns dieses Sterben genauer anzusehen: Wir haben postuliert, dass die Angreifer ein Teil aus Christines Unbewusstem sind. Weiterhin haben wir noch ein Indiz für den Ort des Geschehens: roter Felsen. Mit dem Wissen um Christines Partnerschaftsproblem und ihren traumatischen sexuellen Erfahrungen, wage ich die These, das der Ort des Geschehens ihr Liebesleben ist. Ein steiniges Liebesleben.
Das Abschneiden der Haare – Haare als Symbol für vitale Libido- bestätigt diese Vermutung. Da wir uns auf der Subjekt-Ebene befinden, heißt das Sterben dann im übertragenen Sinn, dass ein Teil von Christine den Tod eines anderen Teils von Christine fordert.
Ein unbewusster Teil fordert (vehement) den Tod des Traum-Ichs. Dieses Traum-Ich würde ich zunächst mit einer falschen Ich-Identität gleichsetzen, könnte zB. etwas sein wie erlernte Hilflosigkeit, oder erlernte falsche Bescheidenheit oder dergleichen. Wenn ich das so werte, fällt mir ad hoc die Redewendung ein:
„Stirb und werde!“
Traumbeispiel Nr. 3 - Kurzdeutung
Tatsächlich denke ich, dass der Traum Christine zwei Alternativen aufzeigt: Die erste Möglichkeit besteht darin, durch ein gewissen Maß an Selbstaufgabe von vitaler Lust und Kraft weiterhin angepasst leben zu können, während die zweite Möglichkeit darauf hinweist, sich mutig auf einen Stirb-und-Werde-Prozess einzulassen, um am Ende zu ganz neuen Horizonten aufzubrechen.
Letzteres wäre vielleicht -im Sinne eines lebendigen Lebens und einer erfolgreichen Selbstverwirklichung doch die bessere Alternative, auch wenn sie zunächst viel bedrohlicher erscheint.
Wie oben erwähnt beinhaltet dieser Traum eine Besonderheit. Es ist die Absicht des Traumes eine starke Spannung zu erzeugen, um die Träumerin zur Veränderung wichtiger Lebenseinstellungen zu bewegen. Das Unbewusste hat vollständig die Kontrolle über Handlung und Aktivität übernommen, was zunächst ein Gefühl der Hilflosigkeit verursacht.
Ernst Aeppli beschreibt es in seinem Buch ‚Der Traum und seine Deutung‘ (S.58) folgendermaßen:
„In diesen Träumen setzt der Gegenlauf der Seele ein, das noch nicht gelebte versucht sich durchzusetzen. Neue Inhalte der Persönlichkeit dringen aus der Tiefe herauf und ersetzen das, was ohne rechte Kraft mehr zur persönlichen Konvention geworden ist.“
Traumbeispiel Nr. 3 - Beziehung zum Leben
Bei diesem Traum läßt sich keine Beziehung zu konkreten Lebensereignissen feststellen. Bis auf das Traumsymbols des Parteners sind alle Traumsymbole auf der Subjektebene angesiedelt. Sie beziehen sich also auf Christines Innenleben.
Traumbeispiel Nr. 4 - Peters Traum
Ich sehe durch ein kleines quadratisches Fenster in die Wohnung von Rolf Berg. Auf dem Tisch in dem Raum, steht eine ungeöffnete Flasche Rotwein.
Der Träumer, nennen wir ihn Peter, ist zum Zeitpunkt des Traumes 21 Jahre alt. Er lebt noch Zuhause bei seinen Eltern, er hat 4 Geschwister, von denen ein Teil schon das Haus verlassen hat. Er hat ein zurückhaltendes Wesen, das schon an Schüchternheit grenzt.
Das vorrangige Thema das ihn beschäftigt ist Sexualität, und er wünscht sich nichts so sehr, wie eine Beziehung. Wir waren schon länger befreundet, als er mir beiläufig den Traum erzählte, dem er sonst scheinbar keine weitere Bedeutung zumaß.
Traumbeispiel Nr. 4 - Bilder, Symbole und Situationen
Der Traum kommt so unscheinbar daher, dass man ihn gerne als wirren Unsinn abtut. Immerhin war er dem Peter im Gedächtnis geblieben, schauen wir ihn genauer an:
Ich sehe durch ein quadratisches Fenster in die Wohnung von Rolf Berg.
Ein Quadrat ist aufgrund seiner geometrischen Eigenart von überragender Bedeutung in Träumen. Durch die gleiche Seitenlänge wird ein Maß von Ordnung symbolisiert, das wir bei einem Rechteck vergeblich suchen.
Ein Quadrat hat eine Beziehung zur Mandalasymbolik. Unter Mandala versteht man einen rituellen oder magischen Kreis -gezeichnet, gemalt oder körperhaft geformt- der von tibetischen Lamas als Instrument benutzt wird, um eine zu einseitige oder relevante Werte verletzende Einstellung oder Haltung zu erkennen und zu korrigieren.
„Das wahre Mandals sei immer ein inneres Bild, welches durch (aktive) Imagination allmählich konstuiert wird, und zwar dann, wenn eine Störung des seelischen Gleichgewichts vorhanden ist, oder ein Gedanke nicht aufgefunden werden kann, und deshalb gesucht werden muß (…).“ C.G. Jung, Bd. 5 S.103
… in die Wohnung von Rolf Berg.
Die nähere Erforschung von Rolf Berg ergab, dass er ein schwuler Mann ist, dessen Homosexualität allgemein bekannt ist.
Auf dem Tisch steht eine ungeöffnete Flasche Rotwein.
Unter allen Traumsymbolen nimmt Wein eine besondere Stellung ein! Dieses Symbol hat immer eine positive Bedeutung, es geht dabei stets um geistig-seelische Inhalte.
Ernst Aeppli, ein Psychoanalytiker aus der Schule C.G.Jungs hat Bedeutendes über das Traumsymbol Wein geschrieben:
„In seinem Zeichen entstehen stille Gemeinschaft und bacchanalische Lust und der tiefste Einigung vermittelnde Ernst des Sakralen im Abendmahl (…) wo goldener oder dunkelroter Wein im Kelchglase leuchtet, da ist positives und bedeutendes Leben.“ Aeppli, Der Traum und seine Deutung S.239
Traumbeispiel Nr. 4 - Kurzdeutung
Wenn wir jetzt diese Informationen zusammenfügen, wird der Sinn des Traumes klar: indem Peter sich seinen homosexuellen Anteilen zuwendet, gewinnt er eine höhere Ordnung seiner Persönlichkeit und bedeutsames positives Leben. Es ist offenbar höchst wichtig für seine persönliche Entwicklung, dass er sich in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung mit einem anderen Mann spiegelt.
Die Symbolik des Traumes ist dermaßen klar und eindeutig und hat eine solche Wucht, dass hier nicht der leiseste Zweifel besteht, in welche Richtung zu gehen ihm das Unbewusste empfiehlt.
Traumbeispiel Nr. 4 - Besonderheiten & Bedeutung
Wie eingangs erwähnt, kommt dieser Traum ganz harmlos daher und entpuppt sich bei näherer Betrachtung als emotionales Schwergewicht, denn schwule Begegnungen kommen weder in Peters Lebensentwurf noch in dem seiner Familie vor.
So fällt es uns nicht schwer, uns zu vergegenwärtigen welche Spannung und welche emotionale Sprengkraft dieser Thematik innewohnt. Aus genau diesem Grund sieht der Traum zunächst so nichtssagend aus; je größer die emotionale Spannung, um so abstrakter und kryptischer erscheinen Träume gerne.
Diesen Traum habe ich ausgewählt, um zu zeigen, dass die Weisheit des Unbewussten nicht automatisch mit populären Einstellungen der Majorität übereinstimmen.
Inhaltlich hatte der Traum nicht zuviel versprochen (die ungeöffnete Flasche Rotwein), Peter hat alle Schwierigkeiten und Herausforderungen die mit seiner sexuellen Präferenz verbunden waren, nach und nach gemeistert. Heute lebt er seit fast Zehn Jahren in erfüllender Beziehung mit seinem Lebensgefährten.
Traumbeispiel Nr. 5 - Karls Traum von Selbstmordattentätern
Versuche mich aus der Gefangenschaft zu befreien, dauernd gibt es Explosionen, eine runde Bombe geht nach der andern hoch, die Bomben werden von moslemischen Selbstmordattentätern gezündet.
Diesen Traum habe ich ausgwählt, weil ich denke, dass er gut geeignet ist, ein Aha-Erlebnis auszulösen.
Traumbeispiel Nr. 5 - Kontext
Der Traum ist vom 22. August 2015 aus meinem Traumtagebuch. Zu der Zeit war ich 52 Jahre alt, lebe ein mehr oder weniger geregeltes Leben ohne akute Bedrohungen.
Es gibt wenig Berührungspunkte zum Islam, abgesehen von der allgemeinen Berichterstattung, denn der Islamische Staat verübte eine Gräueltat nach der anderen.
Traumbeispiel Nr. 5 - Bilder, Symbole und Situationen
Versuche mich aus der Gefangenschaft zu befreien …
- eine ungemütliche Situation, wobei ich mir zunächst keinen Reim darauf machen konnte, wo ich gefangen bin.
- Möglicherweise bin ich gefangen in meiner Angst vor dem Gräuel des IS?
Dauernd gibt es Explosionen, eine runde Bombe geht nach der anderen hoch
- eine gefährliche Situation
- bemerkenswert die vielen runden Bomben, die fast so aussehen wie aus einem Comic.
Die Bomben werden von moslemischen Selbstmordattentätern gezündet.
- das Motiv des Selbstmordattentäters! Und was habe ich damit zu tun? Ich bin kein Selbstmordattentäter!
Traumbeispiel Nr. 5 - Deutung
Das ist doch alles Quatsch, was ich geträumt habe!
Leider kann ich mich davon nicht überzeugen, da ich es besser weiß. Es kommt vor, dass ich einen Traum oder Teile davon nicht verstehe, auch wenn ich es ungern zugebe.
Aber wenn mir bei näherer Betrachtung auch ein echtes Traumverständnis zuteil wird, habe ich noch keinen Traum gefunden, der blödsinnig oder stupide ist!
Also diese Aussage ist für mich immer ein Hinweis, dass ich den Traum (noch) nicht verstehe.
Zurück zu den Basics; im Traum begegnen wir häufig unserem Schatten, das was wir nicht gerne sehen ectr.
Bei ergebnisoffener Erforschung muß ich mir nach einer Weile eingestehen, dass es einen Bereich gibt, wo ich mir selber schade!
Ich hatte es mir gegönnt, im Urlaub Zigaretten zu rauchen, und diese Angewohnheit nun länger als geplant beibehalten.
Nun setze ich dieses Verhalten in den Traumtext ein:
Versuche mich aus der Gefangenschaft zu befreien, dauernd gibt es Explosionen, eine runde Bombe gehst nach der nächsten hoch, durch mein selbstschädigendes Verhalten des Rauchens.
Und von da ist es nicht mehr weit, den Traum vollständig zu begreifen.
Mit dem Symbol der runden Bomben sind die Lungenbläschen gemeint und mit dem Symbol der Gefangenschaft meine Abhängigkeit vom Rauchen.
Traumbeispiel Nr. 5 - Beziehung zum Leben
Der Traum hat die Perspektive eines Makro-Maßstabes eingenommen. Nachdem sich ein Traumverständnis eingestellt hat, erkennt man, dass die konkrete Bedeutung meilenweit von der erwarteten abweicht, und mir ganz klar zu verstehen gibt, dass ich mich mit dem Rauchen selber umbringe!
Traumbeispiel Nr. 6 - Gabys Traum
Ich hatte eine Bienenzucht. Zuerst sah sie ganz normal aus, es waren viele Bienenkörbe in dem Raum. Doch je öfter ich sie kontrollierte um so mehr veränderten sich die Bienen. Zu Anfang wurden sie sehr groß, und mir fiel auf, dass auch eine Hornisse dabei war. Die großen Bienen und die Hornisse beunruhigten mich sehr. Als ich das nächste mal nach ihnen sah, waren es keine Bienen mehr, sonder Ratten!
Auch im Schlafzimmer waren jetzt Bienenkörbe mit Ratten, und ich ekelte mich sehr!
Zwischendurch sah ich meine Freundin, wie sie sich draußen in der Kälte die Zähne putzte. Das imponierte mir, so überlegte ich nicht lange, sondern griff die Bienenkörbe und setzte sie nach draußen um diese Chimären erfrieren zu lassen, draußen fror es.
Diesen Traum habe ich wegen des Symbols der Ratten ausgewählt.
Traumbeispiel Nr. 6 - Kontext
Gaby*, die Träumerin ist 42 Jahre alt. Nach einigen bewegenden und herausfordernden Lebensumständen hat sich ihr Leben nun in einem neuen Wirkungskreis stabilisiert. Sie ist mit großer Freude Hobby-Imkerin und wünscht sich eine neue Partnerschaft. Auf dem Weg dorthin begegnet sie dem einen oder anderen Verehrer. Diesen Traum hatte sie, nachdem sie mit ihrem neuen Bekannten das erste mal eine Nacht verbracht hatte.
Traumbeispiel Nr. 6 - Bilder, Symbole und Situationen
Ich habe eine Bienenzucht. Zuerst sah sie ganz normal aus, es waren viele Bienenkörbe in dem Raum.
- Gaby liebte ihre Bienen sehr! Bei der ganzen Unruhe in ihrem Leben war es der Punkt, an dem sie zur Ruhe kommen konnte. Mit Sorgfalt und Freude versorgte und pflegte sie die Bienen.
- Bienen als überpersönliches Symbol haben eine positive Bedeutung und stehen auch für positive soziale Eigenschaften.
- Auch die flotte Biene -im Sinne einer attraktiven Frau ist angedeutet.
Doch je öfter ich sie kontrollierte um so mehr veränderten sich die Bienen. Zu Anfang wurden sie sehr groß, und mir fiel auf, dass auch eine Hornisse dabei war. Die großen Bienen und die Hornisse beunruhigten mich sehr. Als ich das nächste mal nach ihnen sah, waren es keine Bienen mehr, sonder Ratten!
- das was sie sehr liebt, wofür sie Verantwortung übernimmt und ihre Energie investiert verändert sich massiv in das Gegenteil!
- Hornissen als Symbol aggressiver und gefährlicher Gedanken
- und Ratten tauchen auf; das Symbol Ratte ist ein Zeichen für höchsten Alarm aus dem Unbewussten! Alarmstufe Rot sozusagen! (Vermutlich geprägt durch das Übertragen der Pesterreger auf den Menschen im Mittelalter.)
Traumbeispiel Nr. 6 - Bilder, Symbole und Situationen
Auch im Schlafzimmer waren jetzt Bienenkörbe mit Ratten darin und ich ekelte mich sehr!
- unser Schlafzimmer teilen wir üblicherweise nur mit geliebten Menschen. Mit dem besonderen Menschen, dem wir bereit sind, uns hinzugeben. Dh.wir machen uns auch verletzlich.
- Die Bienenkörbe als Ausdruck der Potenz von Gabys Liebesfähigkeit.
- wie schon zuvor verwandeln sich auch hier die überaus positiven Eigenschaften, durch die Bienen dargestellt, in das Gegenteil. Wie ein trojanisches Pferd bedroht etwas den Ort intimster Begegnung
Zwischendurch sah ich meine Freundin, wie sie sich draußen in der Kälte die Zähne putzte. Das imponierte mir, so überlegte ich nicht lange, sondern griff die Bienenkörbe und setzte sie nach draußen um diese Chimären erfrieren zu lassen, draußen fror es.
- Die nähere Erkundung des Traumsymbols der Freundin förderte Zutage, dass sie eine glückliche selbstbestimmte Frau aus vergangener Jugendzeit war, die ihre eigenen Entscheidungen trifft und mit ihrem Leben zufrieden ist. Dabei hat sie die Fähigkeit mit sozialer Distanz umzugehen. Da Gaby keinen aktuellen Kontakt mit ihrer Freundin pflegte, deutet es darauf hin, dass sie als subjektstufig angesehen werden soll, dh. es sind Gabys eigene Fähigkeiten hier dargestellt.
- Zähne, als Symbol für ein Werkzeug um neue Informationen und Aufgaben zu verarbeiten. Zähneputzen als Symbol, diese Funktionen zu pflegen, also die eigene Meinungs-und Entscheidungsfreiheit zu bewahren und zu stärken.
- Dieser Traum fand im Sommer statt, dh. der angesprochene Frost hat nichts mit der realen Temperatur zu tun. Romantiker sprechen davon, dass ihre Liebe erkaltet ist! In ähnlichem Kontext würde ich hier die frostige Temperatur einordnen.
Traumbeispiel Nr. 6 - Kurzdeutung
Wenn wir aus den Assoziationen zu den Symbolen eine Kurzgeschichte formen, entsteht etwa folgendes:
Gabys Kraftquelle und Zentrum ihrer konzentrierten Energie wird in Verbindung mit sozialer Kompetenz und Attraktivität thematisiert. Vielleicht könnte man auch sagen, ihre weibliche Libido ist angesprochen.
Und plötzlich, wie aus dem Nichts sind ihre Werte und ihr erarbeitetes Glück -die Bewirtschaftung der Bienenvölker ist in der Regel mit Honigernte verbunden- sehr massiv bedroht.
Exkurs:
Wie bereits erwähnt stehen Ratten für die höchste Warnstufe des Unbewussten. Wenn in Ihren Träumen dieses Symbol erscheint, gilt es sorgfältig und genau zu eruieren, was damit gemeint sein könnte. Im Zweifelsfall ist es ratsam, einen Arzt oder Heilpraktiker Ihres Vertrauens hinzuzuziehen.
In der Traumarbeit gibt es nur wenige Dinge die sich ohne Ausnahme verallgemeinern lassen. So war ich zunächst sehr erschrocken, als eine Klientin einen Rattentraum mitbrachte. Die weitere Exploration ergab, dass sie als Kind eine „Hausratte“ als Lieblingstier hatte. In diesem Fall gilt das über Ratten gesagte nicht. Die Ratte erschien singular, als das vertraute Tier der Kindheit. In allen anderen Fällen die mir bekannt sind, erschien eine Mehrzahl von Ratten, die ausnahmslos als massives Warnsignal zu verstehen sind.
Die Situation wird weiter differenziert, auch im Schlafzimmer befinden sich viele Ratten, was ich als Bestätigung für die Vermutung ansehe, dass Gabys Libido angesprochen ist. Da sie sich gerade einer neuen Beziehung gegnüber öffnet, liegt nahe, dass damit etwas nicht in Ordnung ist.
In dieser Situation kann sie auf ihre Fähigkeit zurückgreifen, mit klaren Entscheidungen Probleme zu lösen, und trennt sich kurzerhand von allem Kranken.
Traumbeispiel Nr. 6 - Mit diesem Traum verbundene Ereignisse aus Gaby Leben
Wie bereits erwähnt hatte Gaby diesen Traum nachdem sie das erste mal eine Nacht mit ihrem neuen Freund verbracht hatte. Sie spürte intuitiv dass etwas gravierendes nicht in Ordnung war und zog sich zunächst zurück. Kurze Zeit später erfolgte ein sehr offenes Gespräch, mit ihrem Bekannten, indem er einräumte, HIV-positiv zu sein. Er hatte nicht den Mut gefunden, es vor der ersten gemeinsamen Nacht anzusprechen.
Traumbeispiel Nr. 7 - Karls Gartentraum
(… ) Dann war ich Zuhause und schaute aus dem Fenster, da sah ich verschiedene Tiere im Garten, unter anderem auch eine kleine Schlange. Um die kümmerte sich Beate mit einem Stock.
Dann war ich wieder draussen und plötzlich erschien eine Art Pilz aus der Luft, der hatte die Größe eines kleinen Regenschirms und war aus Gold. Er produzierte ein Schutzschild oder so etwas, er flog ruhig und langsam und ich konnte ihn greifen, was ich auch tat, und dann hörte er auf, das Schutzschild zu produzieren. Wir wunderten uns alle über dieses Ding, niemand wußte, was es war. (Hatte die Form einer Sirene, die auf Dächern standen.) Einer meinte, es sei eine Drohne von einem Nachbarn, aber das Teil hatte keine Flügel oder Propeller und ich konnte mir nicht erklären, wie es fliegen konnte!
Traumbeispiel Nr. 7 - Kontext
Dieser Traum stammt aus meinem Traumtagebuch, vom 23.02.2018. In dieser Zeit hatte ich begonnen, meine bisherigen Behandlungstechniken vermehrt durch das ‚Heilen durch Handauflegen‘ zu ergänzen.
( … ) Dann war ich Zuhause und schaute aus dem Fenster, da sah ich verschiedene Tiere im Garten,
- dh. ich bin bei mir und beobachte recht passiv oder absichtslos die verschiedenen Lebenserscheinungen wie Libido und Instinkte in meinem inneren Selbst in einem geschützten Raum, in dem Wachstum und Blüte gedeihen dürfen.
unter anderem auch eine kleine Schlange. Um die kümmerte sich Beate mit einem Stock.
- eine Schlange löst auch als Traumsymbol oft Angst aus, oder zumindest eine ausgesprochene Wachsamkeit, was von vielen Träumern*innen bestätigt wird, denen eine Schlange im Traum begegnet ist.
Nach C.G. Jung taucht die Schlange in Träumen nur auf, wenn etwas bedeutsames im Unbewussten geschieht, und das kann zum Positiven wie zum Negativen sein. Der Ambivalenz entspricht auf der einen Seite eine süße Verführung, der man sich schwer oder gar nicht entziehen kann. Und auf der anderen Seite steht eine durch der Schlange Weisheit bewirkte Erlösung und Wandlung, als die heilende Kraft, wie sie durch das Symbol des Äskulapstabes dargestellt wird.
Dem nur logisch-rationalen Verstand entgleiten Inhalte dieses Symbols sehr leicht. - Beate, eine Klientin der ich durch Heilung durch Handauflegen helfen konnte.
Dann war ich wieder draussen und plötzlich erschien eine Art Pilz aus der Luft, der hatte die Größe eines kleinen Regenschirms und war aus Gold. Er produzierte ein Schutzschild oder so etwas, er flog ruhig und langsam und ich konnte ihn greifen, was ich auch tat, und dann lag das Ding in meinen Händen. Wir wunderten uns alle über dieses Ding, niemand wußte, was es war. (Hatte die Form einer Sirene, die auf Dächern standen.) Einer meinte, es sei eine Drohne von einem Nachbarn, aber das Teil hatte keine Flügel oder Propeller und ich konnte mir nicht erklären, wie es fliegen konnte!
- das Traumsymbol Gold darf im Traum genauso positiv gewertet werden, wie in der Realität. Es ist Symbol für zentrale Lebenswerte und ewiger Werte, die dem Wandel der Mode entzogen sind.
- Zunächst war ich erstaunt über dieses goldene Gebilde, und freute mich darüber. Es hatte etwas Beruhigendes, aber eine konkretere Bedeutung konnte ich zunächst nicht erkennen.
- Es war kein Regenschirm, kein Pilz, und keine Drohne, es war überhaupt kein in irgendeiner Form bekanntes Objekt.
Traumbeispiel Nr. 7 - Kurzdeutung
Ganz gelassen und im geschützten Raum kann ich mich meiner Innenwelt zuwenden, wie zB. Durch Traumarbeit und Meditation. Dabei beobachte ich aus sicherer Entfernung etwas Kleines, aber Bedeutsames, das ich aber erstmal nicht einordnen kann. Offensichtlich besteht eine Verbindung zu etwas Wertvollem im Zusammenhang mit der Behandlung durch Handauflegen bei einer bekannten Klientin(objektstufig).
Traumbeispiel Nr. 7 - Beziehung zum Leben
Während dieser Zeit ergänzte ich meine Behandlungstechniken durch das Handauflegen und ich staunte ebenso wie meine Klienten* über die positive Wirkung. Mittlerweile nehme ich es als Geschenk an, und setze diese Behandlungstechnik gerne ein. Der Traum bestärkt mich in der Ausübung dieser speziellen Behandlungsform!